Der Orden und seine Geschichte

Der Heilige Lazarus

Schutzheiliger des Ordens

Der Heilige Lazarus mit seinen Schwestern, der Heiligen Martha und Heiligen Maria von Bethanien
Der Name des Lazarus-Ordens geht auf die biblische Person des Heiligen Lazarus von Bethanien zurück – er ist der Schutzheilige des Ordens.
Der Name Lazarus, mit der Bedeutung “Gott hat geholfen”, findet in der Heiligen Schrift an mehreren Stellen Erwähnung und bezeichnet zwei unterschiedliche Personen dieses Namens.

Zum einen bezeichnet er die Person des Heiligen Lazarus, auch Lazarus von Bethanien genannt, Bruder der Heiligen Maria und Heiligen Martha aus Bethanien.
Lazarus von Bethanien war dem engeren Freundeskreis Jesu Christi zuzuzählen. An ihm vollbrachte der Herr ein Wunder indem er Lazarus vom Tode erweckt (Joh 11).
Zum anderer bezeichnet der Name die Person eines Bettlers, der im Gleichnis “vom reichen Mann und dem armen Lazarus” (Lk 16,19-31) Erwähnung findet.
Dieser Bettler, dessen “…Leib voll von Geschwüren…” war, hatte möglicherweise an Lepra gelitten, die zu dieser Zeit als ansteckende und unheilbaren Krankheit mit tödlichem Ausgang bekannt war.

Beide dieser Textstellen des Neuen Testaments fanden augenscheinlich als spirituelle Grundlage früher oder später Eingang in jenes Leprosen-Hospital vor den Mauern Jerusalems, über dessen Gründung im 4. nachchristlichen Jahrhundert der byzantinische Chronist Nikephoros Kallistos Xanthopoulos berichtet.
Das Hospital, als dessen Stifterin die oströmischen Kaiserin Aelia Eudoxia gilt, wird armenischen Mönchen unter der Regel des Heiligen Basilius überantwortet, die es fortan führen. Sie begründen die monastische Spitalsbruderschaft der Lazariter Brüder, die sich der Aussätzigen annimmt und aus der im 12. Jahrhundert der Orden des Heiligen Lazarus hervorgeht.

Die biblische Person

Die Erweckung des Heiligen Lazarus als Motiv römischer Katakombenmalerei des 3. Jahrhunderts
Neben dem Wunder seiner Erweckung berichtet das Neue Testament nur sehr knapp über die Person des Heiligen Lazarus und sein Umfeld.
Fest steht, seine Heimat ist das Dorf Bethanien, unweit von Jerusalem gelegen, wo er gemeinsam mit seinen Schwestern Martha und Maria wohnt und wo Lazarus seine Erweckung vom Tode durch den Herrn erfährt (Joh 11-12). Ihr Vater ist Simon der Aussätzige (Mk 14,3-9), und Jesus ist wiederholt in seinem Haus zu Gast (Joh 12,1-8; Mt 21,17). Simon, Lazarus und seine Schwestern dürfen damit dem engeren Freundeskreis Jesu Christi zuzurechnen sein.

Über das weitere Leben des Lazarus nach dem Wunder seiner Erweckung berichtet das Neue Testament nur noch an einer einzigen Stelle. Der Hohepriester hegt die Absicht Lazarus zu töten, da er als lebendiges Zeugnis seiner Erweckung der Anhängerschar Jesu reichlichen Zulauf bringt (Joh 12,9-11).

Bedeutung

Die Erweckung des Heiligen Lazarus als Fresko in Assisi, Giotto di Bodone um 1420
Obwohl das Neue Testament danach nichts mehr über den Heiligen Lazarus zu berichten vermag, so ist die Bedeutung des Wunders seiner Erweckung durch den Herrn durchwegs beachtlich und beschäftigt schon in frühchristlicher Zeit die Gläubigen.
Sein Heimatort Bethanien, wird später nach ihm “Lazarion” genannt, und selbst in der Zeit nach der moslemische Eroberung des Heiligen Landes hat sich sein Andenken im bis heute gebräuchlichen arabischen Ortsnamen “al-Eizariya” bewahrt. So war auch spätestens seit dem frühen 4. Jahrhundert in Bethanien das Lazarus-Grabmal bekannt und erfuhr Verehrung durch die Gläubigen, wie der große Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea im Jahr 330 berichtet.

Schon bald ist der Heilige Lazarus in frühesten Darstellungen der Katakombenmalerei und auf frühchristlichen Sarkophagen als Sinnbild der Überwindung des Todes häufig vorzufindenden. Das Wunder seiner Erweckung findet sich fortan als Thema in allen Epochen der Malerei und mit zentralem Schwerpunkt in der Renaissance wieder.
Ob als Tryptichon, als Fresco oder auf Öl – es wird von Meistern wie Nicolas Froment, Giotto, Johannes von Flandern, Caravaggio sowie Rembrandt dargestellt und zeugt damit unzweifelhaft von der großen spirituellen Bedeutung des Heiligen Lazarus und der herausragenden Symbolkraft seiner Erweckung.

Dennoch, über das weitere Leben des auferweckten Lazarus ist nichts historisch Greifbares mehr bekannt. Sein weiteres Leben wird schon bald zum Gegenstand unterschiedlicher Überlieferungen und somit der christlicher Legendenbildung.

Legendenbildung und Verehrung

Die Agios-Lazaros-Kirche in Larnaca auf Zypern
Die wohl bekannteste Legende führt aus, dass der Heilige Lazarus nach der Kreuzigung Christi seine Heimat Judäa verließ (vgl. Joh 12,9-11) und sich danach im Königreich Kition auf der Insel Zypern niedergelassen habe. Er soll demnach der erste Bischof von Larnaca gewesen sein und habe seine Einsetzung durch die Apostel Paulus und Barnabas erfahren.

Als um das Jahr 890 in Larnaca tatsächlich ein Sarkophag gefunden wird, der die Inschrift “Lazarus, Freund Christi” trägt, lässt der byzantinische Kaiser Leo VI. über der Fundstelle eine Basilika errichten und diese dem Heiligen Lazarus weihen.
Unter dem Namen Agios-Lazaros-Kirche bekannt, bestehen Teile der byzantinischen Basilika bis heute als Hauptkirche von Larnaca.
Die Gebeine wurden im Jahr 898, also bald nach ihrer Entdeckung, nach Byzanz überführt. Dort werden sie als Reliquien in einem Kloster beherbergt, das dem Heiligen Lazarus geweiht wird und das nahe dem Mangana-Palast lag. Später wurden dorthin ebenso die Reliquien der Heiligen Maria von Bethanien verbracht.
Das Kloster und die Reliquien des Heiligen Lazarus waren vor allem für die byzantinische Kirche von großer Bedeutung – Kirche und Kaiser begingen dort alljährlich am Samstag vor dem Palmsonntag mit dem Gedenken an den Heiligen Lazarus den feierlichen Auftakt zur Karwoche. Soweit berichten die historischen Fakten.

Als Byzanz im Jahr 1204 im Rahmen des 4. Kreuzzugs geplündert wird, werden die Reliquien des Heiligen Lazarus von Kreuzfahrern angeblich nach Marseille verbracht.
An dieser Stelle verliert sich jede historisch greifbare Spur und es beginnt eine Überlagerung mit anderen Legenden, die zeitlich später einzureihen sind und geringere Authentizität besitzen. Darunter vor allem jener Legende, die ausführt, dass der Heilige Lazarus mit seinen Schwestern nach Marseille gelangt sei, dort als Bischof gewirkt habe und in der Christenverfolgung der Kaiser Claudius oder Vespasian den Märtyrertod gefunden habe.
Diese Legende begründet die westliche Tradition der Lazarus-Verehrung, besitzt aber keinerlei Anknüpfung an ein historisches Ereignis. Die Legende, überlagert sich auch mit der Person des Lazarus von Aix, der im 5. Jh. als Bischof in Aix-en-Provence gewirkt hatte, allerdings nie kanonisiert wurde. Sein Name stiftete insofern Verwirrung, da seine Gebeine über Jahrhunderte fälschlicherweise für die Reliquien des Heiligen Lazarus von Bethanien gehalten und als solche verehrt wurden. Diese Reliquien befinden sich noch heute in der Abtei St. Victor in Marseille und in der Kathedrale Saint-Lazare von Autun, wohin sie zu Beginn des 12. Jh. grösstenteils überführt wurden.

Symbolik und Spiritualität

Die Person des Heiligen Lazarus steht seit frühchristlicher Zeit in der Verehrung der Gläubigen. Durch das Wunder seiner Erweckung durch den Herrn wird der Heilige Lazarus schon bald zum Sinnbild für die Hoffnung und die Überwindung des Todes – denn Christus offenbart an Lazarus nicht nur die Vorwegnahme seiner eigenen Auferstehung in der Osternacht, sondern, dass der Tod nicht das Ende ist und im Glauben von jedem überwunden werden kann.
Letztendlich steht der Heilige Lazarus damit als Symbol für die Hoffnung, die im wahren Glauben an Christus uns jederzeit und überall zu Teil wird.

Der Heilige Lazarus ist nicht nur Ordenspatron des Lazarus-Ordens. Er gilt ebenso als Schutzheiliger der Aussätzigen, der Leprosenhäuser, der Bettler und der Totengräber.
Der Gedenktag des Heiligen Lazarus ist der 29. Juli. Vor der Reform des römischen Heiligenkalenders im Jahr 1970 war der 17. Dezember dafür festgelegt. Die Ordensgemeinschaften der Benediktiner, der Zisterzienser und der Trappisten begehen diesen Tag als gebotenen Gedenktag.
Orthodoxe, koptische und armenische Gläubige feiern diesen Gedenktag in der byzantinischen Tradition bis heute am Samstag vor dem Palmsonntag.