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Ordensgeschichte

Mit Großmeister Thomas de Sainville begründet sich die abendländische Tradition des Lazarusordens mit Magistralsitz in Frankreich
Darstellung eines Lazarusritter des 15. Jahrhunderts
Der XLII. Großmeister des Ordens Louis Auguste de France, Herzog von Berry (1757-1773), Dauphin von Frankreich, später König Ludwig XVI.
Henri d'Artois, Herzog von Bordeaux und Graf von Chambord, letzter königlicher Protektor des Lazarus-Ordens stirbt 1883 in seinem Exil in Österreich

Der Lazarus-Orden geht aus der monastischen Spitalsbruderschaft vom Heiligen Lazarus hervor, die vor den Stadtmauern Jerusalems ein Leprosen-Hospital betreibt, dessen Gründung in das 4. Jahrhundert zurückreicht. Die Spitalsbrüderschaft der Lazariter Brüder vor den Mauern Jerusalems ist seit dem 6. Jahrhundert evident.

 

Der Wandel von der Spitalsbruderschaft zu einer ritterlichen Ordensgemeinschaft vollzieht sich für den Lazarus-Orden im Verlauf des 12. Jahrhunderts und fällt in die Zeit nach der christlichen Eroberung der Heiligen Stadt im Jahr 1099. Ein genaues Jahr ist dazu nicht überliefert.
Infolge der Entwicklung im Königreich Jerusalem wächst der Orden und übernimmt neben seiner hospitalischen Ausrichtung nach dem Jahr 1120 zunehmend militärische Aufgaben.
Mit Ende des 12. Jahrhunderts vollzieht sich die Umwandlung in einen militärischen Orden.

 

Ritter des Lazarus-Ordens nehmen fortan an sämtlichen historischen Schlachten im Heiligen Land teil. Das grüne Kreuz auf weißem Grund etabliert sich als Ordenssymbol.
Neben der Verteidigung des Christentums bleibt der hospitalische Dienst an Aussätzigen gleichwertig als Auftrag des Ordens erhalten.

 

Mit dem Fall der Stadt Akkon im Jahr 1291 geht der Christenheit die letzte Kreuzfahrerbastion und das Heilige Land verloren.
Der Lazarus-Orden verlegte seinen Hauptsitz in den folgenden Jahren nach Zypern, Sizilien und schließlich nach Frankreich mit Sitz in Boigny.
Im 12. und 13. Jahrhundert erfährt der Orden eine prosperierende Entwicklung. Seit 1154 waren in Europa zahlreiche Ordensniederlassungen entstanden. Dorthin verlagert sich nach Verlust des Heiligen Landes das hospitalische Wirken des Ordens.
Im Jahr 1308 nimmt König Philipp IV. von Frankreich den Orden unter seinen besonderen Schutz und begründet damit das erbliche Protektorat der französischen Krone über den Lazarus-Orden, das bis 1830 andauern soll. Im Zuge dieses Protektorates entfaltet der Lazarus-Orden im 14. und 15. Jahrhundert auch wieder militärische Aktivitäten.

 

Beträchtliche Einschnitte erlebt der Orden im 16. Jahrhundert außerhalb Frankreichs. Im Jahr 1517 spaltet sich das Großpriorat von Capua vom Orden ab und geht 1572 im Orden der Heiligen Lazarus und Mauritius unter der Savoyischen Krone auf. Im Heiligen Römischen Reich gehen zahlreiche Ordensniederlassungen infolge der Reformation verloren – selbiges geschieht in England als Heinrich VIII. im Jahr 1534 mit Rom bricht.
In Frankreich entgeht der Orden derartigen Enteignungen durch das Protektorat der Krone. Im Jahr 1608 erfolgt die Verbindung des Lazarus-Ordens mit dem „Militärischen Orden unserer Lieben Frau vom Berg Carmel“ als Doppelorden unter demselben Großmeister – sie dauert bis ins Jahr 1779 an.
Ab 1612 verfügt der Orden über eigene Kriegsschiffe und übernimmt militärische Aufgaben zu Lande und zu Wasser für die französische Krone. Die Ordensflotte wächst bis 1668 auf 10 Fregatten an.
Wahrend des ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert erlebt der Orden einen einzigartigen Aufschwung und wird zu einem der wichtigsten Orden im Königreich Frankreich.
Im Jahr 1772 säkularisiert Papst Clemens XIV. mit der Bulle "Militarium Ordinum Institutio" den Lazarus-Orden. Die institutionelle Bindung an Rom geht verloren, das Protektorat der französischen Krone besteht weiter.

 

Infolge der französischen Revolution von 1789 wird der Lazarus-Orden, wie alle anderen religiösen oder royalen Institutionen auch, im Jahr 1791 aufgehoben und verliert alle seine Besitzungen in Frankreich. Im Exil führt der Großmeister den Orden des Heiligen Lazarus jedoch weiter – während der Orden unserer lieben Frau von Mont Carmel mit der Zeit erlischt.
Mit der Restauration des Französischen Königreichs im Jahr 1814 kehrt der Großmeister nach Frankreich zurück. Das Protektorat der französischen Krone über den Lazarus-Orden besteht in der postnapoleonischen Ära fort.
Infolge der Juli-Revolution von 1830 danken König Karl X. und der Kronprinz zugunsten seines minderjährigen Enkels Henri d’Artois ab. Als Heinrich V. lediglich 8 Tage lang französischer König, ist er der letzte Protektor des Lazarus-Ordens, der offiziell diesen Titel trägt. Er findet sein Exil in Österreich, wo er im Jahr 1883 stirbt.

 

Im Jahr 1841 nimmt der unierte melkitische griechisch-katholische Patriarch von Jerusalem Maximos III. das Protektorat über den Lazarus-Orden an. Er begründet damit das spirituelle Protektorat der unierten melkitischen griechisch-katholischen Patriarchen über den Orden, das bis heute bestand hat. Der Lazarus-Orden kehrt damit zu seinen uralten christlich-orientalischen Wurzeln zurück. Seither ist der Orden über das Protektorat des unierten Patriarchen, als dem höchsten katholischen Würdenträger im Nahen und Mittleren Osten, wieder institutionell an den Heiligen Stuhl angebunden.
Im Jahr 1880 gründet der Lazarus-Orden mit der "Association de la Croix Vert" seine erste ordens-externe Hilfsorganisation.
Im Jahr 1910 wird der Orden unter Patriarch Kyrillos VIII. wieder institutionell in Frankreich ansässig und gründet sein Kanzleramt in Paris.

 

In den Jahren nach 1925 gelingt es dem Lazarus-Orden auch außerhalb Frankreichs in Europa wieder nennenswert fusszufassen – besonders in Spanien, den Niederlanden und Polen werden Jurisdiktionen des Ordens wiedergegründet.
Am Generalkapitel des Jahres 1935 in Epinay wird Francisco de Borbon y de la Torre, Herzog von Sevilla, zum XLIV. Großmeister des Lazarus-Ordens gewählt – er war bereits seit 1930 Generalstatthalter des Ordens gewesen. Mit dieser Wahl endet die Vakanz des Großmeisteramtes, in der der Orden durch Generaladministratoren regiert wurde und die seit 1814 bestanden hatte.

 

Nach der Zäsur durch den 2. Weltkrieg verlegt der Lazarus-Orden im Jahr 1956 seinen Ordenssitz wieder nach Frankreich. Der Orden erfährt in den folgenden Jahren eine prosperierende Periode, die in verschiedenen europäischen Staaten Ordenskommenden an den althergebrachten Standorten wiederentstehen lässt. Der alte Magistralkommende Boigny wird im Jahr 1967 wieder Sitz des Großmagisteriums.

 

Interne Unstimmigkeiten führen im Jahr 1969 in eine Situation, an der die Einheit des Lazarus-Ordens zerbricht und die eine Spaltung des Ordens hervorruft.
Als Folge dieses Zerwürfnisses teilt sich der Orden und existiert von nun an in den zwei Obödienzen von Paris und Malta fort. Dieses Schisma sollte bis 2008 andauern.
Während die Obödienz von Paris weiterhin unter dem Protektorat des unierten melkitischen griechisch-katholischen Patriarchen verbleibt, so erwählt die Obödienz von Malta den Kurienkardinal Silvio Angelo Oddi zum spirituellen Protektor.
Die Entwicklung der beiden Ordensobödienzen verläuft von nun an für die nächsten 40 Jahre getrennt.
Ungeachtet dessen, besinnen sich gerade in dieser Zeit beide Ordenszweige ganz besonders ihres hospitalischen Ordensauftrags. So setzt der Orden in dieser Periode zahlreiche caritative Initiativen um. Mehrere Versuche in dieser Zeit die Spaltung zu beenden scheitern jedoch.
Die Pariser Obödienz besteht in dieser Zeit unter den Großmeistern aus der Dynastie der Herzöge von Brissac fort und verbleibt weiterhin unter dem spirituellen Protektorat des melkitischen griechisch-katholischen Patriarchen.
Die Obödienz Malta verbleibt unter den Großmeistern aus der Dynastie der Herzöge von Sevilla.

 

Im Jahr 2008 haben sich die beiden Ordensobödienzen schließlich soweit angenähert, dass eine Wiedervereinigung auch formal erfolgen kann. Alle wesentlichen Differenzen, die über 40 Jahre lang eine Vereinigung verhindert hatten konnten beseitigt werden.
Für die Würde eines neuen gemeinsamen Großmeisters, findet sich eine Persönlichkeit, die als Kandidat von Seiten beider Ordensobödienzen ungeteilte Unterstützung erhält – und in integrativer Rolle die Wiedervereinigung besiegeln und den Orden in die Zukunft führen soll.
Der Rücktritt des Herzogs von Brissac und schliesslich des Herzogs von Sevilla als bisherige Großmeister der beiden Obödienzen des Ordens macht schließlich den Weg frei für die Wahl des einen neuen gemeinsamen Kandidiaten.
Seine Exzellenz Don Carlos Gereda y de Borbón, Marques de Almazan, wird im September 2008 vom Generalkapitel des Militärischen und Hospitalischen Ordens des Heiligen Lazarus zu Jerusalem zum XLIX. Großmeister des Ordens gewählt und am darauf folgenden Tag in der Kathedrale von Manchester als Großmeister installiert.